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"Das Land war offen und hat regelrecht danach gefragt: Mach was. Wir haben gesehen, dass die Gegend uns gebraucht hat."
Goedele Matthyssen / Hornow, Lausitz
Schokoladenglück im Braunkohle-Land
Eine weitere spannende Persönlichkeit, die das Land bewegt: Goedele Matthyssen, Geschäftsführerin der Confiserie Felicitas. Sie führte uns durch ihre Manufaktur inmitten schönster brandenburgischer Natur, an köstlichster Schokolade und vielen feinen Pralinenkreationen vorbei. Inzwischen ist sie ausgezeichnete Unternehmerin des Jahres, sie und ihr Mann haben den Verdienstorden des Landes Brandenburg erhalten. Jetzt sieht alles so mühelos, erfolgreich aus. Doch der Weg hierhin war steinig. 
Wir haben gesehen, die Gegend braucht uns
Vor fast 30 Jahren kam ein junges belgisches Ehepaar durch einen Zufall in die Lausitz. Goedele Matthyssen und ihr Mann Peter Bienstmann hatten ein paar Jahre zuvor in der Entwicklungshilfe in Nigeria gearbeitet. Sie als gelernte Krankenschwester, er als Ingenieur. Nun war Zeit für etwas Neues. Den Zusammenbruch der DDR hatten sie mitverfolgt. Als sie über Freunde von einer ländlichen Region zwischen den Orten Forst und Cottbus hörten, war ihre Neugierde geweckt. Bei einem ihrer ersten Besuche war ihnen schlagartig klar, dass sie nicht zurück in ein Belgien wollten, wo es bereits alles gab. 
„Das Land war offen und hat regelrecht danach gefragt: Mach was! Wir haben gesehen, dass die Gegend uns gebraucht hat.“
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​​​​​​​Ich wusste, ich will Chocolatier werden
Die passionierten Belgier, die mit Chocolatier-Handwerkskunst groß geworden sind, wussten: diese neue Welt braucht handgemachte, belgische Schokolade. Gesagt, getan. Goedele ging zurück nach Antwerpen, um sich bei einem der besten Chocolatiers in einem Intensivkurs ausbilden zu lassen. Parallel fanden sie einen Ort für ihre Produktion: eine ehemalige LPG-Küche mitten im Wald am Ende des kleinen Dorfes Hornow, zwischen alten Kuhställen. Ihrer Mission folgend zogen sie mit drei Temperiergeräten, ein paar Pralinenformen und belgischer Rohschokolade ein. 
Neugierig, aber mitleidig
Die Braunkohle hing noch in der Luft, aber der Duft von feinster Schokolade lockte die Nachbarn an. Sie begrüßten die beiden Belgier zwar mit Neugierde aber vor allem mit Mitleid. Kaum jemand glaubte, dass die Beiden sich durchsetzen. Auch die Banken, bei denen sie wegen Kredite vorsprachen, fanden ihr Vorhaben „verrückt“. Es gäbe doch nun überall in den Regalen Schokolade. Und diese belgische „Luxusschokolade“ wird sich in dieser brandenburgischen ländlichen Region keiner leisten wollen. 
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​​​​​​​Karge Jahre
Die Kritiker schienen Recht zu behalten. In Cottbus hatten die beiden dennoch schon einen Laden eröffnet, sie wollten nicht aus der LPG-Küche heraus verkaufen. Ihr Mann stand sieben Tage in der Woche im Geschäft, sie produzierte kleine Mengen Pralinen. Nach drei Jahren waren sie eigentlich pleite. Das erste der drei Kinder kam zur Welt.
Zurückblickend sagt sie, diese kargen Jahre, in denen sie persönlich so zurückgesteckt haben, konnten sie nur durchstehen, weil sie schlimmere Lebensumstände in Nigeria erlebt hatten.
Zu guter Letzt spielte ihnen auch noch die Treuhand böse mit. Es war, als wären sie hier nicht erwünscht. Der Kauf von Immobilien wurde über Jahre hinaus hinausgezögert. Und dann hieß es plötzlich: sofort kaufen oder öffentliche Ausschreibung. Das Paar wollte sich nicht kampflos ergeben. Ihre Familien kratzten das nötige Geld zusammen. 
Endlich besser
Goedele sagt, die starke Partnerschaft zwischen ihr und ihrem Mann hätte sie immer wieder angetrieben. So langsam sprach sich die exquisite Qualität ihrer Schokolade herum. Immer mehr Menschen kamen. Peter lud sich den alten Opel Ascona voller Schokolade und fuhr Richtung Dresden und Berlin. Mit Erfolg. Selbst das Hotel Kempinski wurde Kunde. Endlich wurde ein Kredit möglich, mit dem der Ausbau der Produktion angegangen wurde. 
Wir können es immer noch nicht glauben, wie hartnäckig die beiden Belgier sich weigerten, ihren Traum aufzugeben. Heute sind sie mehrfach ausgezeichnet, auch als familienfreundliches Unternehmen, haben ein Geschäft an der Frauenkirche in Dresden und eins in Potsdam.
Außerdem hat sich inzwischen auch herumgesprochen, dass belgische Schokolade aufgrund des 100prozentigen Kakaobutter-Anteils nicht nur köstlich ist, sondern viel gesünder. 
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